Ein sicher vernetztes Gesundheitswesen: Ist das möglich? Die Telematikinfrastruktur soll eine bessere Gesundheitsversorgung, auch in der Heilmittelbranche, ermöglichen. In diesem Blogbeitrag erfährst du, wozu die Telematikinfrastruktur dient, welche Chancen und Risiken sie bergen kann und was du benötigst, um sie anwenden zu können. Auch weitere Infos zur TI findest du wie immer bei Praxis-Profi.
Gastbeitrag von Lena Janßen
Was leistet die Telematikinfrastruktur?
Patient:innen haben jederzeit das Recht auf eine Einsicht ihrer Patientenakte bei den Krankenkassen, in Praxen und Krankenhäusern. Eine einfache Ermöglichung dieser Einsicht könnte die Telematikinfrastruktur sein. Denn diese ist ein sicheres Netzwerk, das nicht mit dem Internet verbunden und rein für den Austausch zwischen Patient:innen und Krankenkassen, Praxen und Krankenhäusern gedacht ist. Diese Akteur:innen können so im Handumdrehen unkompliziert und sicher medizinische Informationen abrufen und austauschen. Die Telematikinfrastruktur könnte zudem bürokratische Prozesse erleichtern und Transparenz schaffen. Als Heilmittelerbringer:in kannst du dich freiwillig dazu entscheiden, die Telematikinfrastruktur zu nutzen.
Welche Vorteile und Chancen bietet die Telematikinfrastruktur für das Gesundheitswesen?
Um die Gesundheitsversorgung voranzutreiben ist die fortschreitende Digitalisierung unumgänglich. Die Telematikinfrastruktur bietet den Vorteil Patient:innen auf einfache und schnelle Weise mit Informationen über ihren Gesundheitszustand informieren zu können. Dabei geht es auch um das sogenannte Patienten:innen-Empowerment: Patient:innen soll es möglich sein bewusste medizinische Entscheidungen zu treffen, mit der Unterstützung von Fachleuten, aber auch durch einen permanenten Zugriff auf die eigene Patientenakte. Patient:innen können dadurch eine höhere Gesundheitskompetenz erlangen und Erkrankungen sowie Behandlungen besser verstehen. Das kann die Verständigung zwischen den einzelnen Akteur:innen fördern und bietet somit die Chance auf eine bessere medizinische Versorgung.
Ein weiterer Vorteil der voranschreitenden Digitalisierung: Sie kann uns bei den Herausforderungen helfen, vor denen die Gesundheitswesen der westlichen Welt stehen. Immer mehr Menschen erreichen ein höheres Alter und sind chronisch krank, medizinische Reformen werden teurer und ländliche Gebiete können nur schwer medizinisch versorgt werden. Durch digitale Technologien können diese Probleme leichter lösbar werden. Dabei kann unter anderem die Telematikinfrastruktur eine Unterstützung sein.
Durch die elektronische Gesundheitskarte (eGK) offenbart sich der nächste Vorteil. Die eGK ist seit 2015 für Krankenversicherte Pflicht und enthält die Versichertenstammdaten. Die Stammdaten setzen sich aus Name, Alter, Anschrift, Geschlecht sowie Angaben zur Versicherung, die Versichertennummer und dem Versichertenstatus zusammen. Seit 2020 können Patient:innen auch weitere Daten auf der eGK speichern lassen. Dazu gehören unter anderem Allergien, Medikationspläne, Unverträglichkeiten und vieles mehr. Diese Informationen können unter anderem bei einer Notfallbehandlung wichtig sein. Die Chance darin: Anders als bei anderen medizinischen Anwendungen der Telematikinfrastruktur können die Notfalldaten von den Leistungserbringenden in einer Notsituation ohne die Eingabe eines PIN durch den:die Patient:in abgerufen werden.
Patient:innen bekommen darüber hinaus die Möglichkeit ihre elektronische Patientenakte stets einzusehen und sie auch für Behandlungen im EU-Ausland zur Verfügung zu stellen. Damit kann im Ausland eine bestmögliche Versorgung gewährleistet werden. Um ihre Daten zu jeder Zeit abrufen zu können sieht die Telematikinfrastruktur es vor, dass Patient:innen sich dazu nicht in einer Praxis etc. aufhalten müssen, sondern ihre Daten bequem von zu Hause aus über ein Smartphone, Tablet oder den PC abrufen können.
Die 15 wichtigsten TI-Begriffe
...haben wir dir in einem weiteren Artikel übersichtlich zusammengefasst.
Des Weiteren kann die schnellere Handhabe von Dokumenten, wie einem Ärzt:innenbrief oder einem Rezept, durch die Telematikinfrastruktur möglich werden. Die Leistungserbringenden können digital eine Unterschrift setzen und Briefe und Rezepte online ausstellen. Patient:innen können diese dann über ihr Smartphone abrufen und jederzeit einsehen. Auch Videosprechstunden können durch die Telematikinfrastruktur realisiert werden. In weiteren Schritten soll die Infrastruktur bis 2025 ausgebaut werden und zusätzliche Vorteile und Chancen für die bestmögliche medizinische Versorgung schaffen.
Die Vorteile für Heilmittelerbringer:innen auf einen Blick
Für dich als Heilmittelerbringer:in ergeben sich durch die Telematikinfrastruktur vor allem folgende Vorteile:
Du bekommst einen Wissensvorsprung.
Kommen neue Patient:innen in deine Praxis, so kannst du durch die digitalen Dokumente alle wichtigen Gesundheitsdaten einsehen und beginnst nicht bei Null. Das ermöglicht eine bessere Versorgung, weil du eben schon über vorausgegangene Behandlungen und Medikationen Bescheid weißt.
Du sparst Zeit.
Durch den schnellen Zugriff und die ausführlichen elektronischen Dokumentationen brauchst du dich mit deinem:deiner Patient:in nicht lange über die Krankengeschichte unterhalten, sondern kannst schon vor der Behandlung alle notwendigen Informationen einsehen. Somit hast du mehr Zeit für die Versorgung und verbringst weniger Zeit mit Akten und hinter dem Computer. Das entlastet deinen Alltag in der Praxis und du kannst dich wieder voll auf die Behandlung an sich fokussieren.
Deine Behandlungsqualität steigert sich,
da du bereits vor der ersten Behandlung in der Akte einsehen kannst, mit welcher Krankheitsgeschichte und welcher Therapieerfahrung ein:e Patient:in zu dir in die Praxis kommt. Das führt zu einer zielgerichteten Behandlung. Die aus der Behandlung hervorgegangenen Ergebnisse kannst du dann, mit Einverständnis des:der Patient:in, ebenfalls in die elektronische Patientenakte eintragen.
Du kannst schnell und einfach mit denjenigen kommunizieren, die deine:deinen Patient:in bereits behandelt haben oder behandeln.
Du kannst zum Beispiel Röntgenaufnahmen oder sämtliche Dokumentationen von Krankenhausaufenthalten usw. anfordern, um deine Behandlung zu erleichtern und zu verbessern. Zudem wird dein Austausch mit anderen Leistungserbringer:innen gefördert. Das birgt langfristig auch die Chance, dich mit Ärzt:innen und anderen Heilmittelerbringenden zu vernetzen und gegenseitig fachlich zu fördern.
Du bekommst eine bessere Bindung zu deinen Patient:innen.
Der digitale Austausch verschiedener medizinischer Leistungserbringer:innen und die digitale Einsicht in die medizinischen Dokumente bedeutet für deine Patient:innen eine bessere Versorgung und mehr Sicherheit, wenn sie zu neuen Ärzt:innen oder Therapeut:innen gehen: Sie müssen sich mit weniger Bürokratie herumschlagen und brauchen nicht ewig ihre Krankheitshistorie erläutern. Das kann mehr Vertrauen schaffen und die Bindung zu deinen Kund:innen fördern, denn die Behandlung rückt wieder in den Vordergrund.
Du hast mehr Sicherheit durch digitalisierte Abrechnungsprozesse.
Du und dein Praxisteam könnt genau nachsehen, wann und welche Verordnungen abgerechnet wurden, welche Verordnungen wo eingereicht wurden und welche bereits vergütet wurden. Das sorgt für einen besseren Überblick und lässt dich in den Abrechnungsprozessen nichts vergessen. Somit kannst du auch langfristig die Liquidität deiner Praxis sicherstellen
Du arbeitest schneller,
denn digitale Wege sind kurz. Abrechnungen oder Verordnungen können schneller abgerechnet werden oder du kannst sie automatisch zu einem anderen Dienstleistenden übermitteln lassen.
Du sparst Kosten.
Du hast als Heilmittelerbringer:in die Möglichkeit, dein Abrechnungssystem der Telematikinfrastruktur zu überlassen. Damit kannst du unter anderem dein Praxisteam entlasten und diese können sich mit um die Versorgung von Patient:innen oder um andere Aufgaben vor Ort kümmern, statt hinter dem Computer-Bildschirm Abrechnungen zu machen.
Weitere Infos zur Telematikinfrastruktur...
...findest du ebenfalls bei unserem Partner opta data. Hier kannst du dich auch für den kostenlosen Info-Service registrieren und bist so immer auf dem neuesten Stand.
Welche Risiken birgt die Telematikinfrastruktur?
Die Telematikinfrastruktur kann auch Risiken bergen. Die wichtigsten Risikobereiche haben wir für dich zusammengefasst:
Das brauchst du, um die Telematikinfrastruktur anwenden zu können
Nachdem wir uns ausführlich die Chancen und Risiken angesehen haben, schauen wir uns zum Schluss an, was du brauchst, um die Telematikinfrastruktur erfolgreich anwenden zu können. Dabei handelt es sich vor allem um die passenden Geräte und Infrastruktur. Die Basisvoraussetzung ist ein funktionierender Rechner und eine funktionierende Internetverbindung.
Des Weiteren brauchst du ein E-Health-Kartenterminal und einen Konnektor, die sich miteinander verbinden können. Um bestimmte Fachanwendungen zu nutzen, brauchst du zusätzlich eine Praxissoftware. Damit kannst du unter anderem die elektronischen Patient:innenakten aufrufen oder dir die Medikationspläne deiner Patient:innen anschauen.
Damit du sichergehen kannst, dass nur berechtigte Personen Zugriff auf die Telematikinfrastruktur haben, muss sich jede:r Nutzende vorher identifizieren. In deinem Fall sichert die Identifizierung der elektronische Heilberufsausweis, den du über Vertrauensdienstleistende bestellen kannst. Dazu wird ein elektronisches Gesundheitsberuferegister geführt.
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Über die Autorin
Lena Janßen ist freie Journalistin und hat bereits für SPIEGEL und andere etablierte Medien geschrieben. In ihren Artikeln widmet sie sich vorwiegend gesellschaftlichen Themen und der Aufklärung zum Thema mentale Gesundheit.